Sie sind ein Unternehmen, das schon lange am Markt ist und alle wichtigen Zertifizierungen aufweist. Aus Ihren großen Produktsortiment, interessiert mich in erster Linie Ihre Mode.

 

1. Wie überprüfen Sie die Standards? Halten Sie persönlich Kontakt mit Ihren Produzenten und Lieferanten?

Bei Grüne Erde sind 90% der Textilien GOTS-zertifiziert. Der Global Organic Textile Standard besteht aus 4 Mitgliedorganisationen aus unterschiedlichen Ländern (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaf (IVN) in Deutschland, Soil Association (SA) in England, Organic Trade Association (OTA) in den USA und Japan Organic Cotton Association (JOCA) in Japan). GOTS prüft, testet und zertifiziert die Waren. Hierbei wird schon beim Material begonnen, wie z.B. Baumwolle oder Wolle, und geht weiter bis zur Fertigung.  Gleichzeitig wird sichergestellt, dass aus fairen, sozialen und ökologischen/ökonomischen Bedingungen hergestellt wird. – (Gleichzeitig fordert er auch die Einhaltung von Sozialkriterien) Dies unterliegt einer regelmäßigen Überprüfung. 70% des Produkts muss biologisch sein. Natürlich wird es immer wieder Kleidungsstücke/Produkte geben, die z.B. Elasthan enthalten. Unterwäsche, Yoga-, Sportsachen also Stretchsachen sind ohne Elasthan gar nicht möglich/ nicht denkbar.

Zudem wären solche Kleidungsstücke ohne Elasthan auch nicht nachhaltig, da sie nach ein paar Mal anziehen oder waschen die Form verlieren und somit nicht mehr tragbar sind.

Jedoch ist der Elasthan bei Grüne Erde bis zu 95% gezwirnt, wobei der Zwirn GOTS-zertifiziert ist. Dies ist vor allem für Kunden Innen, denen Elasthan nicht angenehm ist, von Vorteil.

Im Vergleich zu anderen Marken sind die angegebenen Zertifizierungen auf der Homepage der Firma allgemein da. Durch die ausführlichen Erklärungen kann der Kunde sich informieren. Herstellung der Produkte: Es werden Messen für Stoffe und Lieferanten besucht, die sich auf dem Gebiet der biologischen sowie Fair Trade Produktion spezialisieren. Vor Ort werden Stoffe ausgesucht und mit Lieferanten ein Testprodukt entworfen und geprüft. Nach einer erfolgreichen Testproduktion, findet die Großproduktion statt. Zusätzlich wird die Menge der Produktion besprochen: 200 Stück pro Kleid, bei den Basics größere Mengen. Grundsätzlich werden Massenproduktionen nicht hergestellt.

Schon bei der Färbung der Textilien wird darauf wertgelegt, dass die Menschen beim Prozess nicht gesundheitlich gefährdet werden. Es wird grundsätzlich mit Reaktivfarben gefärbt, wodurch eher gedecktere Farben zustande kommen wie honiggelb oder senfgelb. Die Reaktivfärbung verursacht weniger Chemikalien, was den Arbeitern zugutekommt.

 

2. Und wie halten Sie Ihre hohe Qualität?

Es gibt ca. 14 Filialen. Die Artikel werden Stichmäßig von der Firma/Zertifizierungsstelle überprüft. (Die hohe Qualität muss ständig kontrolliert werden.) Bei Stichproben ist man sich bewusst, dass jedes Teil/Produkt kontrolliert werden kann. Ebenso ist es das Anliegen der Besitzer und Gründern der Firma, dass alles biologisch ist da sie selber sehr naturverbundene Menschen sind. Denen war die Nachhaltigkeit vom Beginn an, schon lange vor dem ganzen Öko-Hype!

 

3. Was ist das Geheimnis für Ihres Erfolgs? Das Produktsortiment?

Die Ideologie „Menschen für Menschen“ spielt eine ausschlaggebende Rolle. Es ist eine Sache, die aus dem Herzen kommt. Die Mode bei Grüne Erde gibt es noch gar nicht so lange – seit 2011 als neue Sparte. Schließlich ist die Mode auch wegen der Nachfrage entstanden. Mit Stammkunden läuft die Sache auch dementsprechend gut. Sie wollen nicht nur eine biologische Matratze, sondern wollen sich so kleiden.
Wenn die Expansion in Einklang mit der Natur stattfindet, wieso nicht? Die Mode ist eine sehr starke Abteilung, fast so stark wie die Möbel. Bekleidung kauft man sicher eher als einen Tisch, obwohl der Tisch ewig hält und würdig altert. Kleidung wechselt man öfter, und man will Neues ausprobieren.
Grüne Erde bevorzugt eine zeitlose Mode. In Richtung Trends und Fashion Week wird unbedingt geachtet. Die Überreste kommen ins Outlet in Scharnstein sowie in Geschäften (Wien, München). Im Kontrast zu anderen Firmen, bleiben manche Teile sogar bis zu 7 Jahre im Outlet bis ein Kauf stattfindet. Immerhin sind es zeitlose Stücke aus Baumwolle, Wolle etc.

In Bezug auf Befall (Motten) werden Kleidungsstücke normalerweise chemisch behandelt. Dies ist bei Grüner Erde nicht der Fall. Hier werden Lavendelsprays, Mottenfallen oder, Lavendelsäcken bei Wollsachen benützt. In den Geschäften wird regelmäßig gelüftet. Wenn eine Lüftung (im Lager z.B.) nicht möglich ist, dann wird mit Lavendelsäcken verschlossen. Nichtsdestotrotz werden manchmal Bisse gefunden.

 

4. Verwenden Sie in der Hauptsache, BW und Wolle, oder auch andere Materialien wie Bambus, Rhabarber etc.?

In Hinsicht auf Materialien wie biologische Baumwolle, führt die Marke gute Kontakte sowie Beziehungen mit Lieferanten aus der Türkei. Dort ist der größte Anbau von biologischer Baumwolle. Die Wolle für Bekleidung holen sie aus Australien und Neuseeland, weil diese Länder über feinere Wollen verfügen. Wolle aus europäischen Schafen ist zu grob und wird nur für Matratzen und Polster verwendet.

Bei vielen Teilen bzw. Nähte reicht Baumwolle allein nicht, da es sonst reißen würde. Ein fester Baumwollfaden bzw. Zwirn wurden bis jetzt noch nicht gefunden/hergestellt, (welches die Artikel wirklich nachhaltig macht.) De facto könnte man (versuchen) die Sachen aus 100% Bio erzeugen, wenn man mit Naturfarben wie rote Beete färbt und diese mit Baumwollzwirnen vernäht. Jedoch würde dies nicht lange halten und somit wäre das auch nicht nachhaltig. Demnach müsste man abwägen, was wirklich nachhaltig ist. Man hat zwar alle möglichen Zertifizierungen, aber das Produkt hält nicht lange. (Wiederum nicht nachhaltig.)

Tencel hingegen wird (eher) nicht zur Herstellung verwendet, da Chemikalien vorhanden sind. Lenzing jedoch macht dies in einem geschlossenen Kreis und achten sehr auf die Natur. (Chemikalien landen nicht im Abwasser und es wird gereinigt.) Es wird von vielen biologischen Herstellern in der Mode verwendet. Unsere Etiketten sind nicht chemisch behandelt/versiegelt.

 

5. Wie kommt es bei Ihnen zu einer Kollektion?

In Scharnstein findet vor dem Beginn der neuen Kollektion immer ein Fashion Camp statt. Dort versammeln sich alle Modeverantwortlichen der einzelnen Geschäfte. Ebenso ist die eigene Modedesignerin des Unternehmens vor Ort. Früher hat sich Grüne Erde externe

Designer geholt. In Bezug auf das Modedesign, hören die Designer sehr auf das Kundenfeedback. Die Artikel dürfen online sowie im Geschäft bewertet werden. Dies wird weitergegeben und transportieren das Feedback der Kunden. Es wird auf Nachfrage reagiert und nicht auf Modetrends.

 

6. Wo sehen Sie den Unterschied zu anderen Green Fashion Unternehmen?

Die Grüne Erde ist eine österreichische Firma. Von Österreichern gegründet worden, lokal. Es wird die Stimme der Kunden gehört. Zum großen Sortiment ist die Mode dazugekommen. Es wird alles abgedeckt und der ganzheitliche Ansatz ist vorhanden. Denn der Mensch braucht nicht nur Kleidung. Eine bewusste Entscheidung und zur Entschleunigung der Zeit, ist das Unternehmen auf sozialen Medien sowie Fernsehen nicht (mehr) vertreten. Auch wenn dies in Betracht gezogen wurde und die Grüne Erde auf Facebook eine Zeit lang aktiv war, steht der persönliche Kundenkontakt und (das hautnahe Erleben, Spüren und Riechen) im Vordergrund.

 

7. Wie sehen Sie die Zukunft für nachhaltige Mode?

Weiterhin Bewusstsein schaffen. Vor allem jüngere Menschen tendieren massenhaft einzukaufen. Die KundenInnen von Grüne Erde können an die nächste Generation weitergeben. Die jüngere Generation abdecken. (Babyware- Strampler)

 

8. Erzählen Sie mir über Ihren Modehintergrund, Ihren Bezug zur Mode?

Vielleicht hätte man das nicht gedacht, aber die Modeverantwortliche Frau Zuzana Sieder begann ihre Karriere bei C&A als Abteilungsleiterin. Dort wurde sie als Filialleiterin für die Slowakei ausgebildet.

Durch Weiterbildung ist sie auf das Thema Umwelt gekommen und so zur Grünen Erde.
Für Frau Sieder ist die Tätigkeit bei Grüne Erde mit gutem Gewissen besetzt: Man tut etwas für die Umwelt und verdient nicht nur. Sie ist gerne im Verkauf tätig, jedoch will sie diesen Beruf mit Sinn und Mehrwert ausüben. (Die Anstellung bei Grüne Erde ermöglicht es ihr etwas zu bewegen und weiterzugeben.) Wenn man wahrhaftig hinter dem Unternehmen steht, ermöglicht dies einem etwas zu bewegen und weiterzugeben.

Es ist unausweichlich mit dem entsprechenden Lebensstil auf andere Dinge zu verzichten. Man muss abwägen, was einem wichtig ist und wie man sein Leben schafft. Mit 20 Stunden in der Woche geht Frau Sieder nicht nur ihrer Leidenschaft nach, sondern kann auch ihren Hobbys nachgehen. Privat lebt sie mit ihrem Mann bescheidener: Sie besitzen kein Auto, kauft kein Fleisch und fliegt nicht. Die meisten Kleidungsstücke kauft Frau Sieder bei Willhaben, Kleiderkreisel oder second-hand Tauschboutiquen. Frau Sieder lebt frei nach dem Motto „Fashion is my passion“ aber „less is more“.

 

9. Sagen Sie drei Begriffe, die Ihr Unternehmen beschreibt: Grüne Erde ist …

nachhaltig, naturverbunden, Mensch

 

 

www.grueneerde.com