Liebe Frau Haumer, Sie sind ein Unternehmen, das seit 2008 am Markt ist. Ihr schönes Geschäft in der Porzellangasse wurde auch erst kürzlich vergrößert.

1.Was ist Ihre Philosophie?

Bei uns gibt es ausschließlich Mode zu kaufen die ökologisch und fair produziert wurde. Es ist mir ein großes Anliegen Alternativen zur sogenannten „fast fashion“ anzubieten um Mensch und Umwelt zu schonen. Mode soll Spaß machen; meiner Meinung nach geht das nur wenn wir von der Wegwerfmode abkommen und uns wieder bewusster kleiden.

 

2. Erzählen Sie mir über Ihren Modehintergrund, Ihren persönlichen Bezug zur Mode?

Nach dem Modedesign-Studium in der Modeschule Hetzendorf habe ich einige Jahre in der Textilbranche gearbeitet. Mir war recht schnell klar dass ich die konventionelle Textilproduktion nicht unterstützen will. Also habe ich nach Alternativen gesucht die ich guten Gewissens tragen kann. Fündig wurde ich fast nur im Internet, es gab kaum etwas Modisches in Wien zu kaufen das man mit Anfang/ Mitte 20 gerne trägt.

Das war eine echte Marktlücke. Also habe ich beschlossen das Risiko einzugehen und mich mit meinem eigenen Shop selbständig zu machen.

 

 3. Was kann man bei Ihnen über Biomode lernen?

Unsere Verkäuferinnen beraten gerne zu Themen wie Gütesiegeln, Produktionsbedingungen, ökologischer Baumwolle u.v.m.

Für Detailfragen zu einzelnen Marken haben wir eine Art „Markenbuch“ zum Durchschmökern erstellt.

Die meisten KundInnen finden aber vor allem durch die Qualität der Materialien den Weg zur Biomode. Wer einmal ein T- Shirt aus Bio-Baumwolle getragen hat möchte meistens nichts anderes mehr.

 

4. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie sich für eine neue Marke?

Auch bei Biomode stehen Design, Schnitt und Preis/Leistungsverhältnis an erster Stelle. Ich nehme keine Marken in den Laden die zwar Bio sind aber kein gutes Design haben. Als zweites schaue ich mir an: sind die Stoffe zertifiziert bzw. entsprechen sie unseren Kriterien? Wo wird produziert? Wenn in Dritte-Welt Ländern produziert, ist der Betrieb fairtrade zertifiziert? Wie transparent ist die Marke, werden meine Fragen offen beantwortet oder nicht? Wenn alle diese Punkte erfüllt sind nehme ich die Marke auf.

 

5. Was ist Ihre Philosophie? Fair trade, Öko, GOTS zertifiziert?

Jede Marke geht da ihren eigenen Weg. Manche Firmen gehen mit der Produktion wieder nach Europa zurück, wo man kein Gütesiegel braucht. Andere produzieren dort wo auch die Bio-Baumwolle angebaut wird, also z.B. Indien oder Südamerika.

Ich achte darauf dass die Bio-Baumwolle auf jeden Fall zertifiziert ist, am besten GOTS. Wird außerhalb von Europa produziert, muss der Produktionsbetrieb Fair Wear Foundation oder Fairtrade zertifiziert sein. Das sind die Gütesiegel mit den strengsten Kriterien.

Aber es gibt ja auch viele tolle Materialien die leider nicht oder noch nicht zertifiziert werden können, wie z.B. Hanf oder Tencel. Dennoch bieten wir diese Stoffe an weil sie ressourcensparende Alternativen zur Baumwolle sind.

 

6. Wie überprüfen Sie die Standards Ihrer Marken?

Ich bin zweimal im Jahr bei Fachmessen um mich mit den Markenvertretern auszutauschen. Da erfahre ich ob es Fortschritte oder auch Rückschritte gibt in Bezug auf die Produktion, Materialbeschaffung und Zertifizierung. Da vertraue ich auf die Ehrlichkeit meiner Geschäftspartner.  Größere Firmen bringen auch jährliche Reports heraus wo genau festgehalten wird was in den Audits (also den Überprüfungen der Standards) herausgekommen ist.

 

7. Was hat sich seit der Eröffnung 2008 bei Ihnen geändert?

Vom kleinen 40m² Laden in der Servitengasse sind wir 2016 in die Porzellangasse übersiedelt wo wir mittlerweile 150 m² Verkaufsfläche haben. Dadurch können wir ein vielfältigeres Angebot präsentieren. In den 10 Jahren ist das Sortiment sehr gewachsen, wir haben die Herrenabteilung erweitert und Unterwäsche ins Programm genommen. Ab Herbst gibt es auch ein paar Schuhmodelle von der Firma „Ecoalf“.

 

8. Was ist Ihre Zielgruppe?

Jeder und jede die sich bewusster kleiden möchte. Ich versuche für jedes Budget und jedes Alter etwas dazuhaben.

 

9. Welche Trends beobachten Sie bei Ihren Käufern?

Es finden viel mehr sehr junge KundInnen den Weg zu uns. Durch die „Fridays for Future“ Bewegung ist fair fashion ein Thema für die junge Generation geworden. Eine weitere Beobachtung ist dass die KäuferInnen von fair fashion sich viel Zeit beim Anprobieren und Aussuchen lassen und eher zu den Sachen greifen die sie vielfältig kombinieren können. Die Kleidung soll länger als nur eine Saison Freude machen.

 

10. Wodurch unterscheiden Sie sich von anderen Retailern?

Es gibt mittlerweile einige fair fashion stores in Wien, was großartig ist. Ich denke dass jeder Shop seine eigene Linie hat und für jeden Geschmack etwas dabei ist. Uns macht sicherlich die große Auswahl aus und dass wir Wert auf alltagstaugliche Mode legen die casual und trotzdem modisch ist.

 

11. Wie sehen Sie die Zukunft für nachhaltige Mode?

Ich denke, dass sie noch länger ein Nischenmarkt bleiben wird, aber dass schon ein Umdenken bei vielen Konzernen stattfindet. Unsere Ressourcen gehen zur Neige, man kann in Zukunft nicht mehr in dem Ausmaß produzieren wie jetzt.

 

12. Sagen Sie drei Begriffe, die Ihr Unternehmen beschreibt: Green Ground ist …

Mode die sich gut anfühlt.

 

www.greenground.at